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Der Mythos der „Weißen Hexe“

 

 

 

 

Abgesehen von den Tricks, die im Kino oder Fernsehen mit Spezialkameras erzielt werden, gibt es keinen Grund, warum ein Mädchen, das die richtigen Methoden erlernt hat, nicht eine gute Nachwuchshexe sein sollte, wenn sie der öffentlichen Auffassung von einer Hexe entspricht. Nur wer die Mittel zum Erfolg nicht kennt oder zu engstirnig ist, sie einzusetzen, wird darauf beharren, sich scheinheilig als „weiße Hexe“ zu bezeichnen, die für „das Wohl der Menschheit arbeitet“. Es wird immer diejenigen geben, die sich nach persönlicher Macht sehnen, und da sie diese nicht erreichen, ihre eigene Maßstäbe für Hexen festlegen, und zwar so, dass diese Definition auf sie zutrifft.

 

Die „weiße Hexe“ ist das Ergebnis einer Bewegung in England, die versuchte, sich öffentlich mit Hexentum zu beschäftigen, zu einer Zeit, als dies praktisch illegal war. Um ihrem „Werk“ ungehindert und ohne Verfolgung nachgehen zu können, versuchte der Sprecher dieser Bewegung, ihre Aktivitäten zu legitimieren und zu rechtfertigen, indem er die Existenz des „weißen Hexentums verkündete.* Das „weiße“ Hexentum, so hieß es, war lediglich der Glaube an die Religion der weisen Alten, oder „Wicca“. Kräuter, Amulette und Zaubersprüche wurden nur zu wohltätigen Zwecken eingesetzt.

 

Man sollte glauben, dass nur die „schwarzen Hexen gefährlich sind. Von ihnen wurde angenommen, dass sie sich mit bösen Dingen beschäftigen und dem Teufel huldigen. Die Tatsache, dass die „guten“ oder „weißen“ Hexen in ihren Zeremonien einen gehörnten Gott einsetzen, wurde damit gerechtfertigt, dass er „nicht den Teufel darstellte!“

 

Natürlich gab niemand zu, dass er irgendwelche Zeremonien praktizierte. Alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Hexentum wurden im Namen von „Studien“ oder der „Forschung“ durchgeführt. So war das Klima in England zwischen 1936 und 1951.

 

Nach der Aufhebung der englischen Hexengesetze im Jahr 1951 begannen die Hexen, die im Untergrund gearbeitet hatten, langsam herauszukommen, und als sich ihre Augen an das Licht der plötzlichen Legalität gewöhnt hatten, wagten sie sich wieder vor. Da sie solche Freiheiten nicht gewohnt waren und das Stigma der Illegalität noch schwer auf ihnen lastete, riefen sie lauter denn je „weißes Hexentum“, als würden sie befürchten, jeden Moment von einem Hexenjäger in die Falle gelockt zu werden.

 

Zu jener Zeit begann man sich in der USA verstärkt für Okkultismus zu interessieren, so dass sich die Aufmerksamkeit natürlich auf die Britischen Inseln mit ihrem reichen Erbe an gespenstischen und phantastischen Phänomenen richtete. Wie zu erwarten, betrachteten die neu aufgetauchten englischen Hexen die USA als geeignetes Terrain, wo man sie gefahrlos anerkennen würde. Zusammen mit den ersten Schriftstücken aus dem Nachkriegsengland kamen die ersten Diplomaten des Hexentums, und Amerika war äußerst gespannt. Da man keine andere Literatur hatte lesen können außer Margaret Murray, Montague Summers und Dennis Wheatley, ging man davon aus, dass die Enthüllung von Gerald Gardiner und seiner Nachfolger das konkreteste Material überhaupt waren.

 

„Weiße Hexe“ wurde zum gängigen Begriff, und viele, die das Wort „Hexentum“ nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würden, konnten jetzt guten Gewissens die Gelegenheit ergreifen, sich mit dieser „Kunst“ zu befassen, indem sie sich an die neuen Regeln hielten. Aber ganz egal, was die Leute gern glauben würden, das Image der Hexe war jahrhundertelang stigmatisiert. Alle Hexen wurden als Abgesandte des Teufels angesehen, sie leugneten die kirchlichen Lehren und waren ein direkter Bestandteil der dunklen Seite der Natur. Seit Hexen jedoch nicht mehr als „nur böse“ angesehen werden, sondern sich auf neutralem Territorium befinden, ist es nicht mehr so einfach, Gut und Böse zuzuordnen, so dass zwangsläufig  eine Differenzierung vorgenommen werden musste. Die Rechtschaffenen trugen natürlich immer den Deckmantel von „Güte“, „weißem Licht“, „Durchgeistigung“ und anderer Nuancen von Heiligkeit.

 

Eine Analogie zu den „weißen“ und „schwarzen“ Hexen könnte wie folgt aussehen:

Nehmen wir mal an, der Krieg wäre jahrhundertelang als „Massenmord“ bezeichnet worden und die Soldaten als „Mörder“. Dann wäre eines Tages entschieden worden, dass der bisherige Massenmord etwas Nobles und Ehrenwertes sei. Alle Mörder kamen an das das Licht ihrer neu gewonnenen Legitimität und nannten sich fortan „gute Mörder“. Das Stigma des Wortes „Mörder“ bestand zwar weiter, aber die guten Mörder fühlten sich wenigstens etwas besser dabei. Jetzt hatten sie immerhin einen legitimen Grund, in den Kampf zu ziehen. Vielleicht gelang es ihnen, die Bedrohung von ihrer Heimat abzuwenden und vielleicht gab es sogar einen Gelehrten unter ihnen, der das Wort „Mord“ auf die gleichen Wurzeln wie „Mutter“ zurückführte. Aber „Mord“ blieb trotzdem in der öffentlichen Meinung weiterhin ein negativer Begriff. Und anstatt einfach ihre neu Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu genießen, trieb ihr Schuldgefühl, das durch das jahrelange Stigma entstanden war, sie dazu, das Wort „gut“ vor „Mörder“ zu setzten, um sich sozusagen selbst zu versichern, dass sie das Richtige taten!

 

 

Wenn sich also ein Mädchen „weiße Hexe“ nennt, macht es sich entweder etwas vor oder es hat noch viel zu lernen.

 

 

Quelle: Die Satanische Hexe – Anton Szandor LaVey

 

 

 

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